In der Kunsttherapie geht es um die Anwendung künstlerischer Mittel in einer therapeutischen Umgebung. Therapieziele sind die Möglichkeit, psychische Inhalte symbolisch darzustellen, Gefühle auszudrücken und zu integrieren, die Förderung von Ich-Stärke, die nachholende Ich-Entwicklung, Selbsterkenntnis und soziale Kommunikation. Das Produkt ist sekundär. Im Vordergrund steht der therapeutische Prozeß. Ästhetik und Können spielen keine Rolle.
Quelle: Brock (Hrsg.): Handbuch der Naturheilkundlichen Medizin, Landsberg,1998
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Für wen ist Kunsttherapie geeignet?
Kunsttherapie ist grundsätzlich für Menschen aller Altersgruppen geeignet. Künstlerische Fähigkeiten und Erfahrungen sind nicht erforderlich, da das künstlerische Material als Hilfsmittel dient, innere Seelenzustände ("innere Bilder") und Gefühle ausdrücken zu können und sichtbar, hörbar und spürbar zu machen. Kunsttherapie lädt zu spielerischer, experimenteller und zweckfreier Auseinandersetzung mit verschiedenen Materialien ein. Grundvoraussetzung dafür sind das Einlassen in einen gestalterischen Prozess und die Bereitschaft, sich in professioneller Begleitung auch auf einem non-verbalen Weg dem Inneren anzunähern.
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Wo wird Kunsttherapie angewendet?
Kunsttherapie wird in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im rehabilitativen, klinisch-psychologischen und psychotherapeutischen Bereich eingesetzt und kann auch in heil- sonder- und sozialpädagogischen Bereichen ausgeübt werden. Ihren Einsatz findet Kunsttherapie konkret in (Kinder-)Krankenhäusern, psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken, Schulen, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Gefängnissen, forensischen Abteilungen, Seniorenheimen, Frauenhäusern, Rehabilitationszentren etc. und auch in freier Praxis.
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Kunsttherapeutische Arbeitsfelder:
Die Kosten für Kunsttherapie werden in Österreich nicht von den Krankenkassen übernommen. Im Rahmen einer stationären Behandlung kann eine Kostenübernahme jedoch möglich werden. Ansonsten sind die Kosten für Kunsttherapie von der*dem Klient*in selbst aufzubringen. Meist beziehen sich die Kosten dabei auf eine Sitzung, wobei die Honorare von Kunsttherapeut*in zu Kunsttherapeut*in unterschiedlich ausfallen können. Kunsttherapeut*innen in Ausbildung unter Supervision (i.A.u.S.) bieten üblicherweise Kunsttherapie zu vergünstigten Kosten an.
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Was sind die Voraussetzungen, um Kunsttherapeut*in zu werden?
In jedem therapeutischen oder beratenden Beruf sind therapeutische Grundhaltungen wie Akzeptanz, Wärme, einfühlendes Verstehen und Echtheit unumgänglich. Berufliche Anforderungen bestehen für eine*n Kunsttherapeut*in sowohl in psychotherapeutischer als auch in kreativer Hinsicht. Geduld, kommunikative Fertigkeiten (auch im nicht–sprachlichen Bereich) und psychische Stabilität sind ebenso erforderlich wie ein hohes Maß an sprachlicher und sozialer Kompetenz.
Wer darf Kunsttherapie ausüben?
Der Titel "Kunsttherapeut" / "Kunsttherapeutin" ist in Österreich nach aktuellem Stand (2021) nicht gesetzlich geschützt und auch die Berufsausübung in Österreich (noch) nicht geregelt.
Kunsttherapie stellt in Österreich keine ärztliche Tätigkeit oder psychotherapeutische Tätigkeit dar!
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In den europäischen bzw. deutschsprachigen Ländern ist die Kunsttherapie unterschiedlich anerkannt und gesetzlich geregelt:
In ÖSTERREICH läuft ein Verfahren zur Anerkennung der Kunsttherapie als eigenständiges Berufsbild im Gesundheitsbereich. Mit Juli 2009 trat das Bundesgesetz über die berufsmäßige Ausübung der Musiktherapie in Kraft. Die Musiktherapie erhielt somit als erste der Kunsttherapien ein eigenes Berufsgesetz (Musiktherapiegesetz). Diese Entwicklung kann Impulse für eine entsprechende Anerkennung der Kunsttherapie in Österreich setzen.
Der Dachverband für Kunsttherapie bezweckt laut Website
"die gesetzliche Anerkennung für:
a.) das Wort „Kunsttherapie“
b.) die Berufsbezeichnung: „Kunsttherapeut / Kunsttherapeutin“
c.) das gemeinsame Berufsbild der Kunsttherapeuten / Kunsttherapeutinnen der verschiedenen damit in Zusammenhang stehenden unterschiedlichen kunsttherapeutischen Ansätzen bzw. Verfahren."
Auch der Österreichische Berufsverband für Kunsttherapie (ÖBKT) setzt sich laut Website dafür ein, die "Anliegen und Interessen der „KUNSTTHERAPIE“ öffentlich zu vertreten, den Beruf in Österreich zu etablieren sowie KunsttherapeutInnen in ihrem beruflichen Werdegang nach allen gegebenen Möglichkeit zu unterstützen."
(Links 06/2022)
In DEUTSCHLAND gibt es noch kein einheitliches Berufsbild für Kunsttherapie. Einige kunsttherapeutische Ausbildungsgänge an mehreren Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen sind jedoch staatlich anerkannt. Nähere Informationen dazu erteilt der Deutsche Fachverband für Kunst- und Gestaltungstherapie e.V. (DFKGT).
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Künstlerische Therapien e.V. (BAG KT) setzt sich gemeinsam mit ihren Mitgliederverbänden für die Integration Künstlerischer Therapien in das Gesundheitswesen ein.
(Links 06/2022)
In der SCHWEIZ bildet seit 2011 die Höhere Fachprüfung Kunsttherapie HFP-KST den reglementierten berufsqualifizierenden Abschluss für Kunsttherapeut*innen aller Fachrichtungen in der Schweiz. Die Prüfung wird durch die OdA ARTECURA, die Dachorganisation der Schweizer Berufsverbände für Therapien mit künstlerischen Medien, unter Aufsicht des Staatssekretariates für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) ausgerichtet.
(Links 07/2022)
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Kunsttherapie-Ausbildung in Österreich:
Den verschiedenen Ausbildungseinrichtungen liegen unterschiedliche Ansätze zugrunde und es werden unterschiedliche Schwerpunkte in den Curricula und den Methoden gesetzt.
-> Ausbildungseinrichtungen für Kunsttherapie
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Verschiedene Ansätze der Kunsttherapie:
Phronetische Kunsttherapie:
Die Kunsttherapie wird zur therapeutischen Begleitung, Weiterentwicklung und Persönlichkeitsentfaltung eingesetzt. Durch ihren ganz spezifischen Zugang weckt sie die schöpferischen Kräfte im Menschen und schafft neue Lebensmöglichkeiten. Der konkrete gestalterische Zugang ermöglicht neue Sichtweisen, deckt bisher im Verborgenen schlummernde Lösungsmöglichkeiten auf und kann Probleme in einem neuen Licht zeigen. Kunsttherapeutisches Handeln ist nicht nur Probehandeln. Die direkte Handlung erfordert einerseits oft Mut, ermöglicht aber auch Freude und Lust zu erfahren und neue Handlungsmöglichkeiten ins tägliche Leben mit zu nehmen. [...]
Eine Besonderheit der Ausbildung an der Wiener Schule für Kunsttherapie ist die Vermittlung von phronetisch-kunsttherapeutischen Tools und Methoden, die aufgrund langjähriger Forschung und Praxiserprobung wirksam und heilsam eingesetzt werden können.
Quelle: Wiener Schule für Kunsttherapie (WSK)
Link (7/2022): Zur Kunsttherapie allgemein
Anthroposophische Kunsttherapie:
Ganzheitliche Kunsttherapie:
Ganzheitliche Kunstterapeut*innen lassen sich mit ihren Klient*innen in künstlerische -, Kreativitäts- und Sinnes-Prozesse ein. Jede Kunstrichtung spricht einen eigenen Sinn an. Jeder künstlerische Prozess entfaltet bestimmte Wirkkräfte. Was dabei geschieht, kann nur durch die verschiedenen Künste ausgelöst und erfahren werden. [...]
Im Einlassen auf die kunsttherapeutischen Prozesse kommen Klient*innen in Kontakt mit den grundlegenden Gestaltungsprinzipien. So wird die innere Entwicklung an der sinnliche Erfahrung aktiviert. Über Sinnes- Ein- und Ausdruck werden Fähigkeiten gefördert und praktisch nutzbar gemacht. Die Quelle ureigener Kreativität und Schöpferkraft kann entdeckt werden.
Quelle: AKT – Akademie für Kunsttherapie – Academy of Arttherapy
Link (7/2022): Ganzheitliche Kunsttherapie / Ansatz
Mal- und Gestaltungstherapie:
Die Mal- und Gestaltungstherapie ist ein psychodynamisches Therapieverfahren in welchem bildnerische Gestaltungen einen zentralen Stellenwert einnehmen. [...]
Unser Therapiesetting wird therapeutische Triade genannt. Diese besteht aus der/dem KlientIn, dem Werk und der/dem TherapeutIn. Hier werden die Bildsymbole entschlüsselt, da sie uns wichtige Hinweise über biographische Erfahrungen und die daraus resultierenden Verhaltensweisen, Einstellungen und Sichtweisen geben. Bildsymbole geben auch Hinweise über Veränderungsmöglichkeiten in Bezug zu den eigenen Sichtweisen, Einstellungen, Wünschen und Sehnsüchten. Diese werden zunächst anhand von Bildern und Gestaltungen zum Ausdruck gebracht. In einem nächsten Schritt werden sie dann in das bewusste Alltagsleben integriert.
Mal- und GestaltungstherapeutInnen verfügen über ein reichhaltiges Angebot an Materialien (z.B. Farben, Stifte, Pinsel, Tonerde, Collagematerial) und ein breites methodisches Wissen. Hiermit können sie in den verschiedenen Therapieverlaufsphasen spezielle therapeutische Interventionen setzen.
Quelle: MGT-Institut für Mal, -Gestaltungs,- und klinische Kunsttherapie
Link (7/2022): Was ist Mal- und Gestaltungstherapie?
Multimodale Kunsttherapie - Expressive Arts:
Das Wesentliche der multimodalen Kunsttherapie ist die Arbeit mit verschiedenen künstlerischen Medien, deren Einsatz, Verknüpfung und gezielten Wechsel (intermedialer Wechsel) von einem in ein anderes Medium. Dadurch wird sowohl mehr Breite als auch Tiefe erreicht. Dadurch können sich neue Ideen oder Lösungen klarer zeigen. Im künstlerischen Tun tauchen wir in eine andere Welt ein, in der wir uns frei, ungezwungen und spielerisch verhalten können. In dieser „anderen oder alternativen Wirklichkeit“ entdecken wir neue eigene innere Ressourcen, Handlungsmöglichkeiten und somit auch neue Perspektiven und Wege. Wir kehren nach dem künstlerischen Spielen und Arbeiten wieder bereichert in die Alltagsrealität zurück! Wir haben neue Sichtweisen kennengelernt, neue Ressourcen entdeckt, mit denen wir nun ein neues Verständnis und eine neue Herangehensweise für unsere Anliegen haben! Denn die Lösungen und Ressourcen werden wie oben erwähnt durch die Künste und die Anleitung gezielter systemischer Fragen erarbeitet.
Quelle: College für Multimodale Kunsttherapie & Lebensberatung - MAC
Link (7/2022): Was ist Multimodale Kunsttherapie (Expressive Arts)?